Grabstein Friedrich Bühler

Bevor im Jahr 1988 der Friedhof nach Süden erweitert wurde, konnte man vor der Mauer an einer Stelle, die dem Blick der Öffentlichkeit fast verborgen war, ein dichtes, hohes Efeugestrüpp feststellen. Erst bei näherem Hinsehen entdeckte man, dass sich darunter zwei Gedenksteine versteckten. Mit viel Mühe versuchte ich vor einigen Jahren wenigstens soviel zu erreichen, dass die Inschriften zugänglich wurden. Nachdem ein Teil des Gestrüpps entfernt war –körbeweise Efeuranken mit zum Teil armdicken Ästen – konnte ich mir ein Bild von den Steinen und ihrer Bestimmung machen. Ein völlig anderer Kunststil als die bisher genannten Gedenksteine: Ein quadratischer Sockel, darauf ein kleinerer, ebenfalls kubischer Stein, dann ein etwa meterhoher, sich nach oben verjüngender pfeilerartigen Stein mit der Inschrift. Den oberen Abschluss bildet eine kapitellartige schmale Leiste mit einer wuchtigen Deckplatte darüber. Einzige Verzierungen bilden der schmale Übergang zur Deckplatte – er erinnert an die „Eierstab“-Dekorationen römischer Keramik – und drei kleinere Sterne auf der Deckplatte. Keine Andeutung von einem Wappen, das der Familie seit ihrer Erhebung in den Adelsstand durch Kaiser Franz im Jahr 1802 zustand. Man hatte auch in der Gestaltung der Grabsteine inzwischen längst Abschied genommen von den geschwungenen, teilweise überladenen, Pracht und Reichtum dokumentierenden Barockgebilden des 18. Jahrhunderts. Der Text auf dem ersten Stein: Dem Andenken Ihrer geliebten Eltern Hofrath Carl Friedrich v. Bühler geb. den 29. Aug. 1767 gest. d. 13. Aug. 1844 Friederike Eleonore Marie Geb. Schöpf Geb. d. 8. März 1776 Gest. d. 14. Okt. 1831 Die Kinder Theresie, Friedrich, Albert Und Edmund Die Inschrift auf dem zweiten Stein ist kürzer und ohne Jahreszahl: Dem Andenken unseres geliebten Gatten und Vater Forstrat, Albert Emil v. Bühler und seinen fünf vorangegangene Kinder Die Liebe höret nimmer auf Karl Friedrich von Bühler: Er war Forstverwalter und gräflicher Rentamtmann und führte den Titel „Königl. Württ. Hofrath“. Er hatte sich im Lauf der Jahre im Massenbachtälchen eine Reihe von Grundstücken gekauft und das entstandene Gut „Bühlerhof“ genannt. Einer seiner Söhne, Albert Emil, wurde sein Nachfolger im Amt des Forstverwalters und Rentamtmanns. Er verkaufte allerdings schon 1846, zwei Jahre nach dem Tod seines Vaters, den Hof an Graf Alfred von Neipperg, der ihn seiner Frau, der Württembergischen Prinzessin Marie zuliebe Marienhof nannte. Dieser Name ist ihm bis heute geblieben. Albert Emil kam später – er war erst 1854 von Heilbronn hierher gezogen – in finanzielle Schwierigkeiten und geriet in Konkurs, obwohl er als sehr sparsam bezeichnet wurde. Die beiden Gedenksteine sind im Zuge der Erweiterung des Friedhofs voneinander getrennt worden; es wäre dringend zu wünschen, dass beide wieder einen gemeinsamen Platz fänden