Grabstein Essich

Karl Essich, geb. am 21.12.1859 in Ötisheim bei Pforzheim, war von 1886 – 1893 Schultheiß in Dürrenzimmern und kam dann als Stadtschultheiß nach Schwaigern, wo er dies Amt bis 1918 inne hatte. Karl Essich starb am 05. Juni 1935 in Schwaigern, seine Frau Marie geb. Ulrich am 31. August 1947 in Göppingen, wurde aber auch in Schwaigern begraben.                                                                                                                                In die Amtszeit von Karl Essich fällt der Ausbau der Wasserversorgung in Schwaigern.

Darüber berichtet Werner Clement in seiner Ausarbeitung zur Wasserversorgung Schwaigern auszugsweise wie folgt:                                                                                        Gegen Ende des 19. Jahrhunderts, als die Industrialisierung überall schon große Fortschritte gemacht hatte und auch Handwerk und Gewerbe florierten, in den sogenannten Gründerjahren, in die auch der Bau der Bahnlinie Heilbronn – Karlsruhe fällt, ist auch in Schwaigern eine rege Bautätigkeit festzustellen: Die Stangenbrunnengasse wird bis zum Bahnhof verlängert und bebaut (dabei musste die Stadtmauer durchbrochen werden), die Silcherstrasse (damals „Kaiserstraße“) wird vom Marktplatz aus über den Dorfgraben hinaus bis zur Uhlandstraße geführt, im Bereich der Zeppelinstrasse (einst „Mühlgasse“, dann „Stettener Strasse“ genannt) und der Schnellerstrasse wird gebaut, die Frizstrasse wird überbaut, die ganze Uhlandstrasse („Schafgasse“) wird Baugebiet. Überall wird jetzt über die das bisherige Stadtgebiet begrenzende und das Ortsbild prägende  Stadtmauer hinaus gebaut. In diese Zeit fallen erste Überlegungen, die Wasserversorgung grundlegend zu verbessern. Man wollte von den Brunnen unabhängig werden, die auch recht hohe Reparaturkosten verursachten und man wollte natürlich auch Wasseranschlüsse direkt in jedes Haus bekommen. Das tägliche Herumschleppen von schweren Wassereimern wurde wohl auch als rechte Schinderei empfunden. Den Hauptantrieb zur Einrichtung einer zentralen Wasserversorgung bildete das vom Jahr 1869 stammende Testament des Rotgerbers Ernst Friz, der der Stadt 100.000 Gulden vermacht hatte mit dem Bemerken, den Zinsertrag der Stiftung „zu guten Schulen, zu Wasser- und Brunnenleitungen“ zu verwenden. Im Jahr 1880 wurde der erste Auftrag gegeben, die Wasserversorgung grundlegend zu verbessern. Der „Staatstechniker für das öffentliche Wasserversorgungswesen“ arbeitete ein entsprechendes Gutachten aus. Eine von den Quellen am „neuen See“ gespeiste Leitung sollte über die Gemminger Strasse hereinführen, Länge bis zum Marktplatz 2.700 Meter. Dieses Projekt wurde aber nicht ausgeführt, „weil die bezweckte Wasserversorgung unzureichend gewesen wäre“. Erst 1904, unter Ortsvorsteher Essich, unternahm man dann einen weiteren Vorstoß und erbat vom Königlichen Bauamt einen Wasserbautechniker zur Beratung bei der Suche nach geeigneten Quellen. Der von dort entsandte Techniker schreibt unter dem Datum vom 29. Februar 1904, er habe zunächst die reichhaltigen Quellen bei und in Massenbachhausen untersucht. Man kam aber zu der Überzeugung, dass die dortigen Quellen kaum ausreichen würden, den mit drei Litern pro Sekunde errechneten Bedarf von Schwaigern zu befriedigen. Außerdem hätte die Zuleitung von 4,5 km Länge allein einen Aufwand von 54.000 Mark erfordert. Auch fürchtete man den großen Widerstand der Gemeinde Massenbachhausen wegen der Wegnahme einer so bedeutenden Wassermenge. Ebenso  wurde in Betracht gezogen, „dass die gegenwärtigen Ursprungstellen der sämtlichen Quellen in großer Nähe von Gebäuden mit Dunglegen und Aborten liegen“. Deshalb wurde ein anderes Quellgebiet ins Auge gefasst, und zwar der „Einsiedelbrunnen“, der „Dinkelbrunnen“ und die „Sarahquelle“. Die Schüttung dieser Quellen wurde aber als zu gering befunden, so dass man schließlich auf die in unmittelbarer Nähe von Schwaigern entspringenden Quellen zurückgreifen musste:    

Die Quelle „in den Binsen“, die „Eselsbergquelle“ und den „Bohrbrunnen im heutigen Freibad“, der 1894 bei einer Probebohrung nach Salz entstanden war. Diese Quellen erforderten aber eine künstliche Hebung des Wassers. Deshalb wurde vorgeschlagen, ein Hochreservoir bei der Lehmgrube (dort wo heute der Wasserturm steht) zu erstellen. Am 7. September 1906 beschlossen dann die Gemeindekollegien nach mehreren Vorgesprächen in einer entscheidenden Sitzung, die Planung wieder  dem „Staatstechniker für das öffentliche Wasserversorgungswesen“ in Auftrag zu geben. Diese Sitzung fand anlässlich des Abschlusses einer Gemeindevisitation statt, in der der Visitator, Regierungsrat Krauß, darauf hinweisen musste, „dass schon vor drei Jahren das Kgl. Oberamt recessiert habe, dass aus sanitäts- und feuerpolizeilichen Gründen die Einrichtung einer neuen centralen Wasserversorgung mit Hauswasserleitungen in hiesiger Stadt dringend notwendig sei“. Von den umliegenden Gemeinden hatten bereits Großgartach und Kirchhausen eine Wasserleitung, für Brackenheim und Nordheim war diese schon beschlossen. Als ein erheblicher Kostenfaktor erschien der notwendige Hochbehälter und das damit verbundene Pumpwerk im Talgrund. Hier ergaben sich zwei Möglichkeiten: entweder mit Hilfe der Wasserkraft aus der Volz’schen Schnellermühle bzw. aus dem Gräfl. Neipperg’schen Wasserwerk an der „Thormühle“, oder es würde statt Wasserkraft ein Feuermotor zur Anwendung gelangen. Die Kosten wurden geschätzt bei Motorbetrieb auf etwa 81.000 Mark, bei Benützung des gräfl. Pumpwerks bei etwa 91.000 Mark, dafür hätte aber das mit Wasserkraft betriebene Pumpwerk ganz erheblich geringere Betriebskosten gehabt (kein Benzin). Ortvorsteher Essich setzte sich in jener Sitzung energisch für die Einrichtung ein. Damit auch der Wunsch der Einwohnerschaft geteilt werden konnte, hatte er kurze Zeit vorher entsprechende Fragebogen an die Einwohner ausgegeben. Innerhalb von zwei Tagen hatten sich 155 Gebäudebesitzer – von 389 Hauptgebäuden – für die Einrichtung der Wasserleitung ausgesprochen. Darunter waren auch 20 Gebäudebesitzer, die einen eigenen Brunnen besaßen.  Ein Zeichen dafür, dass die Reparaturkosten der Brunnen doch ziemlich hoch waren. So ganz einfach ging dieser Beschluss nicht über die Bühne. Es wurde dem Ortsvorsteher von verschiedener Seite entgegen gehalten, es sei jetzt nicht die geeignete Zeit zur Erstellung einer Wasserversorgung, man solle diese Frage noch um einige Jahre hinausschieben, weil die Gemeinde durch Schulhausumbau, durch das große Brandunglück (1905), den dadurch erforderlichen Rathausneubau und durch Straßenbauten eine weitere Schuld von 140.000 Mark im Jahr 1906 aufzunehmen hatte. Man sieht also, dass auch schon seinerzeit Situationen für die Gemeinde entstanden sind, in denen mehrere Großprojekte in kurzer Zeit in Angriff genommen werden mussten. Den vorgebrachten Bedenken hielt Essich folgendes entgegen: 

1.      Die Erstellung einer Wasserversorgung habe mit der Gemeindeschuld nichts zu tun,          denn die Bezahlung, also die Schuldaufnahme und Tilgung der Wasserleitungskosten         müsste von den Abnehmern getragen werden.                                                              2.       Das Walzen der Straßen müsse spätestens 1908 wieder geschehen und dann könne         man nicht kurze Zeit später die Straßen wieder aufreißen.                                              3.        In wenigen Jahren seien 50 neue Gebäude erstellt worden.                                          4.   Im Großbrand 1905 zwischen Marktplatz und Kirche habe sich der Wassermangel deutlich bemerkbar gemacht.

Der Hinweis auf andere Nachbargemeinden und die Tatsache, dass diejenigen Einwohner, die keinen Anschluss wünschten, an der ganzen Einrichtung nichts zu bezahlen hätten, mag dann bei dem Beschluss auf Einrichtung der Wasserleitung mitgewirkt haben. Dem Antrag an das Kgl. Ministerium des Inneren, die Pläne ausarbeiten zu lassen und zwar dasjenige Projekt, nach dem das gräfliche Wasserpumpwerk benützt werden sollte, sind
einige interessante Daten aus der damaligen Stadtgemeinde zu entnehmen: Die Einwohnerzahl betrug 2.136. Die Einwohner bezogen ihren Wasserbedarf aus 25 städtischen und 28 privaten Pumpbrunnen. Die Schulden betrugen nach dem Etat des Jahres 1905/1906 die beachtliche Summe von 190.000 Mark. Dazu wird im Einzelnen angeführt: Die Erbauung der Bahnhofstrasse, Rollierung von Feldwegen, Straßenbauten, Kanalisation, Schulhausumbau, Erbauung eines neuen Rathauses und eines Gemeindebackhauses. Weiter heißt es:  „Die Einwohnerschaft besteht zu etwa ¾ aus Landwirten (in der Hauptsache dem Mittelstand angehörig), zu ¼ aus Kleingewerbetreibenden. Der Grundbesitz ist etwa mit 800.000 Mark Schulden belastet, da die hiesigen Einwohner wegen ihres Fleißes und Sparsamkeit aber weitgehenden Kredit genießen, so wird an unbesicherten Schulden mindestens der gleichhohe Betrag anzunehmen sein.“ Nachdem ein halbes Jahr später die Planung und der Kostenvoranschlag vorlagen, wurde am 18. Mai 1907 der Beschluss zur Ausführung der Wasserleitung beschlossen, allerdings mit einer motorbetriebenen Pumpstation an der Gemminger Straße. Die ursprüngliche Überlegung, das gräfl. Wasserwerk als Pumpstation zu benutzen wurde fallen gelassen, „obwohl nun Seine Erlaucht Graf und Herr von Neipperg das vorhandene Wasserwerk mit der erforderlichen Grundfläche zu einem sehr mäßigen Preise der Stadtverwaltung für die Wasserversorgung zur Verfügung gestellt hat“. Man befürchtete, dass diese Station im Sommer nicht genügend Wasser pumpen könne. Gebaut werden musste ein Wasserreservoir mit einem Fassungsvermögen von 400 cbm. Es ist dies der heute noch benützte Eselsberghochbehälter in der Nähe des Wasserturms, der im Jahr 1950 auf 650 cbm erweitert wurde. Die Gesamtkosten des Projekts waren auf 130.000 Mark veranschlagt, von denen 10.000 Mark Staatszuschuss abzuziehen waren. Es musste also ein Darlehen von 120.000 Mark aufgenommen werden, denn die Gemeindekasse durfte nicht belastet werden, weil die gesamten Kosten von den Wasserabnehmern selbst aufgebracht werden sollten. Die Darlehensaufnahme gestaltete sich schwierig, da anscheinend bei den Banken Geldmangel herrschte. Von Seiten des Hauses Neipperg wurde das Angebot gemacht, diese 120.000 Mark vorzuschießen; der Bürgerausschuss äußerte jedoch Bedenken. Schließlich wurden aber doch 50.000 Mark beim Gräfl. Neipperg’schen Rentamt aufgenommen. Der Rest sollte von den Schwaigerner Bürger selbst vorgeschossen werden. Man wandte sich deshalb an Schwaigerner Bürger mit folgendem Schreiben:

Sehr geehrter Herr!
Die Gemeinde bedarf zur Bestreitung der Wasserleitungskosten ein Anlehen von etwa hunderttausend Mark und soll der Versuch gemacht werden, diese Summe von hiesigen Kapitalisten zu erhalten. Bitte um umgehende Beantwortung folgender Frage:
Welchen Betrag könnten Sie auf 1. Januar 1909 der Stadt leihen unter folgender Bedingung:
Kündbar erst nach 10 Jahren und verzinslich die ersten 5 Jahre zu 4 ½ Prozent, die folgenden 5 Jahre zu 4 ¼ Prozent.
Schwaigern, den 25. September 1907

Stadtschultheiß
Essich

Nach den vorhandenen Unterlagen haben 33 Bürger Darlehen zwischen tausend und sechstausend Mark angeboten, insgesamt 75.500 Mark. Der Tilgungsplan von 1908 sah vor, diese Schuld innerhalb von 60 Jahren zu verzinsen und zu tilgen, jährliche Rate etwa 5.600 Mark. Es wurde ein detaillierter Schuldentilgungsplan aufgestellt vom Jahr 1909 bis zum Jahr 1968, für jedes Jahr das ungetilgte Kapital, Zinsen, Kapitaltilgung, die Gesamtschuld   und die Restschuld aufgeführt. Die Inflation von 1923 und die restlose Geldentwertung damals dürften dafür gesorgt haben, dass die Schuld um Jahrzehnte früher zwangsweise getilgt werden konnte.