Unmittelbar neben dem Gedenkstein der Maria Augusta Haab erhebt sich ein völlig anderer, fast hundert Jahre älterer Stein. Die unteren zwei Drittel mit der inhaltsreichen Inschrift sind recht gut erhalten, wenn auch die Schrift nicht mehr so ohne weiteres zu lesen ist. Man muss schon einige Tricks anwenden, um mit Hilfe von Licht- und Schattenwirkung einzelne Buchstaben und Wörter zusammenzubringen und darf nicht allzu sehr darauf spekulieren, wie dieses oder jenes Wort heißen könnte. Die eigene Phantasie kann einem da auch einen Streich spielen; man muss sich schon in die damalige Ausdrucks- und auch Schreibweise hineindenken können. Und gerade in jenem Jahrhundert war es üblich, sehr umständlich, langatmig, für heutige Begriffe sogar schwülstig zu formulieren. Und so wie die Sprache jeder Epoche ihre Eigenheiten hat, so wie die Kunst jedes Zeitalters ihren besonderen Stil pflegt – wir sehen das ja deutlich an den Baustilen – so prägt sich das auch auf den Grabsteinen aus. Nicht nur in der Formulierung der Texte, sondern besonders auch in der Gestaltung. Im oberen Drittel dieses Steins erleben wir die ganze Fülle barocker Darstellung: den geschwungenen Abschluss, den Wappenschild, als Schildhalter die beiden rundlichen Putten, darunter die Umrahmung der Inschrift, die pausbackigen Engelsköpfchen.
Der Ignatius Bader war der Ehemann der Verstorbenen. Er war katholisch und hatte seine evangelische Frau kurz vor der Geburt ihres gemeinsamen Kindes geheiratet. Nach knapp zweimonatiger Ehe starb die Frau, nachdem das Kind wenige Tage vorher schon gestorben war. Grabsteine nennen meist nur Lebensdaten – aber welche Schicksale verbergen sich doch oft dahinter!