Ernst Friedrich Friz

Frizhalle (Bildtechnik Brändle, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Common)

Erbaut als Turn- und Festhalle mit Kindergarten aus Mitteln der ehemaligen Frizschen Stiftung des hiesigen Rotgerbers Ernst Friedrich Friz (1804 – 1871). Dieser hatte der Stadt in seinem Testament 100.000 Gulden vermacht mit der Auflage, diese zu verwenden für Schulen und die Wasserversorgung. Eine Gedenktafel an der Ostseite des Gebäudes erinnert noch heute an diesen Wohltäter der Stadt. Ein Bau aus der Gründerzeit, immer noch unentbehrlich und nützlich für freizeitliche Betätigung der Jugend in Spiel und Sport, aber auch der „späteren Jugend“ dienend  für Musikproben, Ausstellungen und Versammlungen gleichermaßen. Jedenfalls hat der Backsteinbau mit seiner Gliederung in heimischen Sandstein unter seinem Dach schon vielen Bürgern Freude und Entspannung gebracht. Der schindelverkleidete Holzturm stammt aus den Jahren 1887/88.Einige innere Veränderungen hat die „gute Stube“ geduldig über sich ergehen lassen müssen. Diese haben dem Äußeren eigentlich nie geschadet. Durch den Bau der „Horst-Haug-Sporthalle“ und der Sporthalle in der Sonnenbergschule verlor die Frizhalle ihre ursprüngliche Funktion als Turnhalle und wurde 2004 zur Fest- und Veranstaltungshalle umgebaut und erweitert. 

© Stadt Schwaigern
Gedenktafel an der Frizhalle und Grabplatte an der Friedhofskapelle

Ernst Friedrich Friz

Ernst Friz ist  wurde am 14. Dezember 1804 in Schwaigern geboren. Er war das älteste von 4 Kindern der Eheleute Christian Friedrich Friz (1779 – 1826) und Luisa Friederika geb. Baumeister (1783 – 1834). Beide stammten aus Bönnigheimer Rotgerber-Familien. Ernst Friz hat in seinem Testament der Stadt Schwaigern eine Spende von 100.000 Gulden vermacht. Nachdem er selbst unverheiratet und kinderlos blieb, lag ihm das Wohl der Kinder besonders am Herzen. Ein Teil des Geldes sollte deshalb für Schulen verwendet werden, was 1887 zum Bau der Frizhalle führte. Als Betreiber einer Lohmühle, damals noch weit vor der Stadt, in der heutigen Lohmühlstrasse am Lohmühlbach, hatte er viel mit Wasser zu tun und wusste dessen Wert zu schätzen. Deshalb verfügte er auch, dass ein Teil der gespendeten Summe für die Wasserversorgung in Schwaigern zu verwenden ist. Da tat sich die Stadt aber etwas schwerer, denn es dauerte immerhin bis 1907, bis die meisten Brunnen stillgelegt und die Häuser mit fliesendem Wasser versorgt wurden. 

Ihm zu Ehren wurde die Halle „Frizhalle“ genannt und die daran vorbei führende Straße „Frizstraße“. Seine hohe soziale Kompetenz zeigt sich auch in seiner Grabplatte, die an der Nordseite der Friedhofskapelle hängt und mit dem Apell endet: „Rufe die Arbeiter und gib ihnen den Lohn.“

Der Rotgerber

Die Berufsbezeichnung Lohgerber bzw. Rotgerber leitet sich ab vom heute weitestgehend untergegangenen  Handwerk der Lohgerberei, einer spezialisierten Form der Gerberei, die Rinderhäute  zu strapazierfähigen, kräftigen Ledern verarbeitete, beispielsweise für Schuhsohlen, Stiefel, Sättel oder Ranzen. Lohgares Leder ist kaum elastisch, dafür gewinnt es beim Gerben auf Kosten der Fläche an Dicke und wird sehr widerstandsfähig gegen Wasser und schwache Säuren. Da mit Eichenlohe (aus Eichenbestandteilen hergestellte Lohe) gegerbtes Leder rot bis braun ist, bezeichnete man die Lohgerber oft auch als Rotgerber. Da für die Gerberei generell große Mengen an Wasser benötigt wurden, lagen Gerbereien meist an einem Fluss, Bach oder Kanal, denn nicht nur bei der Vorbereitung zur Gerbung, sondern auch nach der Entnahme aus der Gerblohe mussten die Häute für viele Stunden gespült und gewässert werden. Durch das anschließende Trocknen der gespannten Häute an der Luft vollendete sich der chemische Gerbvorgang. Als letzte Arbeitsgänge erfolgten das Walzen, Glätten, gegebenenfalls das Spalten (Spaltleder), sowie das Wachsen und Beschneiden des Leders.

Musste die (Eichen-) Rinde anfangs noch von Hand zerkleinert werden, erfolgte dies mit dem Aufkommen der Nutzung der Wasserkraft in einer meist über ein Wasserrad angetriebenen Mühle, der sogenannten Lohmühle, die in der Regel zur Lohgerberei gehörte. Aufgrund der extrem starken Geruchsbelästigung wurden die Lohgerber vielerorts dazu verpflichtet, sich am Stadtrand oder vor der Stadt anzusiedeln, und zwar an den Abläufen der Flüsse, da die beim Waschen der Leder ausgeschwemmten mineralischen Stoffe, sowie Fleisch- und Haarreste zu einer enormen Verunreinigung der Gewässer führten. Wie alle Gerber so waren auch die Lohgerber großen gesundheitlichen Gefahren ausgesetzt. Nässe und kaltes Wasser führten zu chronischen rheumatischen Leiden, der zum Äschen eingesetzte Kalk verätzte die Hände und der Umgang mit den rohen Häuten führte nicht selten zu tödlich endenden Milzbrandinfektionen.

-Wikipedia-

Von A. Gabler /J. R. Voit - Collection Kuhn, Gemeinfrei
Trauernde Lohgerber, denen "die Felle davon schwimmen" Kupferstich nach einem Gemälde von Adolf Schroedter (1805-1875)